Oliver Kluge: Bach und Hespos

Felix Mendelssohn Bartholdy musizierte am 6. August 1840 sein legendäres Orgelkonzert mit Werken Johann Sebastian Bachs in der Leipziger Thomaskirche. Zum Abschluss spielte Mendelssohn Bartholdy eine Improvisation, die wie ein Zeitfenster wirkte: Er setzte die musikalische Aussagekraft seiner eigenen Zeit in Beziehung zu den Werken Bachs. Mendelssohns Konzertprogramm ist Grundlage für die neue CD: 171 Jahre später öffnet der Komponist Hans-Joachim Hespos dieses Zeitfenster erneut und setzt im Jahre 2011 seine Komposition Luftschattengelichte genau an jene Stelle, an der Mendelssohn Bartholdy improvisiert hatte. War Mendelssohn Bartholdy noch darum bemüht, die Zusammenhänge zur musikalischen Vergangenheit aufzuzeigen, Bachs Musik als lebendiges Erbe zu präsentieren, so geht es dem Komponisten Hespos vielmehr darum, die Un-Zusammenhänge aufzuzeigen. Luftschattengelichte besteht aus klanglichen Ereignissen, aus Klanginseln, deren Abfolge und innere Klanggestaltung weitgehend durch den Interpreten festgelegt werden können und müssen. Interpret der vorliegenden Ersteinspielung ist Oliver Kluge an der Marcussen-Orgel der Pauluskirche Hannover. Die Bonus-CD enthält ein Interview mit Hans-Joachim Hespos und eine zweite Fassung seiner modernen Komposition Luftschattengelichte.